Mittwoch, 23. April 2025, Waldeckische Landeszeitung
Guten Morgen Waldeck!
Authentisch, nahbar und herzlich
Heimische Vertreter der Kirchen würdigen verstorbenen Papst Franziskus!
Nähe gesucht hat Papst Franziskus immer, etwa hier mit Helfern beim Weltjugendtag 2023 in Lissabon. Dafür schätzten ihn auch einheimische Kirchenvertreter.
© Foto: Vatican Media/KNA
Waldeck-Frankenberg – Gedenkkerzen werden angezündet, täglich läuten die Glocken, wohl am Freitagabend wird ihm beim Requiem gedacht:
Die Mitglieder der katholischen Kirche trauern um Papst Franziskus. ,/Er war authentisch, ungekünstelt und unberechenbar“/ sagt Edgar Zoor/ neuer Dechant des DekanatsWaldeck. Als Jesuit habe er große denkerische Freiheit mit uneingeschränkter Treue zur kirchlichen Gemeinschaft verbunden.
Auch sein Verhältnis zu den Armen habe ihn ausgezeichnet. Edgar Zoor begegnete ihm bei einer Audienz: „Er weckte in mir eine Freiheit, ich konnte mich ungezwungen erleben.“ Er habe physische Nähe gebraucht:
Besonders deutlich geworden sei das noch vor einigen Tagen, als er sich mit dem Rollstuhl in den Petersdom fahren ließ, bekleidet mit einem Poncho – keinen Vorgänger hätte man je ohne Soutane gesehen.
Auch Astrid Lessing, Referentin für Jugend und Familie im Dekanat/ erinnert sich an seine Nahbarkeit, die sie beim Weltjugendtag erlebte: „Er begab sich mitten rein in die Menge und hat sich Zeit genommen, um mit den jungen Menschen zu sprechen.“
„Papst Franziskus war ein Hirte bis zum letzten Moment. Dass er uns noch trotz aller Widrigkeiten den Segen Urbi et Orbi spendete, ist ein Zeichen seines unerschütterlichen Glaubens und seiner Liebe zur Weltkirche“, sagt Stefanie Klee/ Vorsitzende des Katholikenrats des Bistums Fulda. „In einer Zeit der Umbrüche hat er Orientierung gegeben – mit Sanftmut, aber auch mit Klarheit“
Zum Bistum gehören auch der Pastoralverbund Lahn/Eder mit Frankenberg, Gemünden/ Burgwald und Vöhl sowie die Pfarrei St. Marien Volkmarsen.
Der Katholikenrat ruft alle Gläubigen dazu auf, im Gebet des verstorbenen Pontifex zu gedenken und sich im Geiste seines Wirkens für Frieden/Gerechtigkeit und Nächstenliebe einzusetzen.
Auch Protestanten aus der Region äußern sich zum Tod von Papst Franziskus, etwa Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW): „Der letzte Auftritt des Papstes am Ostersonntag ist ein starkes Vermächtnis mit seiner Mahnung zum ernsthaften Willen zum Frieden in den Kriegen dieser Tage. Sein Tod am Ostermontag unterstreicht den christlichen Glauben an die Auferstehung. Er geht jetzt dem Auferstandenen entgegen.“ Den Lebensraum aller zu schützen, habe
er als unverzichtbaren Teil christlichen Glaubens dargestellt Es sei ihm wichtig gewesen, an das Leiden der Menschen in den Kriegen in aller Welt zu erinnern. Mit seiner Herzlichkeit habe er der Ökumene viel gegeben.
„Franziskus hat die Herzen berührt – durch seine Demut, seine Menschlichkeit und sein unermüdliches Eintreten für die Notleidenden/ besonders im globalen Süden. Sein Blick für die Schwachen ist auch für uns evangelische Christinnen und Christen bleibende Mahnung und Inspiration“/ sagt zudem Propst Dr. Völker Mantey. Mit Beharrlichkeit habe er sich um die
Reform der Kühe bemüht ~ und damit gezeigt, dass radikale Veränderungen in einer zweitausend Jahre alten Institution eine Aufgabe für Generationen sind.
„In seinen Worten, seinem Handeln und seiner zugewandten Art wurde sichtbar, was es heißt, Christsein im 21. Jahrhundert zu leben“, betont
Propst Mantey.
Christof Strüder, Pfarrer in der Pfarrei St Elisabeth an Lahn und Eder und damit zuständig für Battenberg, zeigt sich ein wenig überrascht vom Tod des Papstes: „So kurzfristig habe ich nicht damit gerechnet“ Vermutet hatte er, dass Franziskus vielleicht nach Ostern zurücktritt. Er habe seine Aufgaben offenbar nicht mehr erfüllen können. Den Papst habe er immer als sehr nahbar und zugewandt erlebt, als jemand/ der Lebensfreude und Zuversicht ausstrahlt/ auch wenn es um Probleme geht. Einmal habe er ihn persönlich getroffen und sich kurz mit ihm unterhalten.
Im Frühjahr 2018 war Christof Strüder noch als Regens im Bistum Limburg für die Priesterausbildung zuständig und befand sich auf einer Romreise.
Der Besuch beim Papst war der Höhepunkt der Fahrt. „Man konnte ganz normal mit ihm sprechen, das fand ich angenehm“, sagt er.
Wie es nun weitergeht? „Was wir in Deutschland nicht genug sehen/ ist, dass die Katholische Kirche eine Weitkirche ist“/ sagt Strüder. Der globale Süden spiele eine wichtige Rolle. „Wünschenswert wäre, wenn ein Papst als Brückenbauer zwischen den Kulturen vermitteln würde.“ Dafür brauche es im Amt jemanden/ der Verständnis für den Süden und den Norden habe. Die wichtigste Aufgabe des Papstes als Pontifex Maximus (lat. oberster Brückenbauer, Anm. der Redaktion) sei der „Dienst an der Einheit der
Kirche“.
Mit zwei, drei Unterschriften etwa zum Thema Zölibat und Frauenweihe hätte Franziskus eine Kirchenspaltung historischen Ausmaßes verursachen
können, sagt auch Edgar Zoor. „Diese Spannung musst du erst einmal aushallen.“ Zwei Drittel der Kardinale habe er selbst ernannt: Er ging dazu in die „Ränder“ der Weltkirche. hatte er doch selbst erklärt, vom
„Ende der Welt“ zu kommen. Diese Kardinale müssten nun erkennen, wer für den Heiligen Stuhl bestimmt ist: „Gut wäre jemand, der den Mittelweg repräsentiert, aber konsequent den synodalen Prozess weiterbringt“
Für die Veröffentlichung verantwortlich: Dechant Edgar Zoor
